Wissenswertes über Holzpfeile

Alle Grundkenntnisse rund um Holzpfeile werden hier kurz beschrieben.  Ein Holzpfeil besteht aus folgenden Teilen:

 

 

Schaft: Pfeilschäfte für den traditionellen Bogensport bestehen grundsätzlich aus Fichten, -Zedern oder Kieferholz. Der Durchmesser beträgt je nach Spine Wert (siehe unten) grundsätzlich 5/16 Zoll (7,9 mm), 11/32 Zoll (8,7mm) oder 23/64 Zoll (9.1mm). Es gibt sie aber auch aus Bambus.

 

Pfeillänge: Die Pfeillänge wird ab der Nocke bis dort wo die Spitze beginnt gemessen. Dies ergibt die effektive Pfeillänge. Diese soll nicht allzu viel länger sein als die Auszugslänge. Unnötig lange Pfeile sind nur instabil und schwer.

 

Pfeilgewicht: Je leichter ein Pfeil ist, desto schneller und weiter fliegt er logischerweise. Schwere Pfeile ergeben beim Aufprall jedoch mehr Durchschlagskraft, die beim Bogensport jedoch nicht so wichtig ist. 

Ein zu leichter Pfeil kann jedoch für den Bogen, vor allem für reine Holzbögen schädlich sein, weil dadurch zu viel Energie in den Wurfarmen geleitet wird. Ich empfehle für reine Holzbögen ein Pfeilgewicht von mindestens 8 grain (0.56g) pro Pfund Zuggewicht.

 

Nocke: Die Nocke ist die Einkerbung hinten am Schaft, die dafür sorgt, dass der Pfeil in die Sehne eingefädelt werden kann und auch etwas hält, sodass sie nicht ungewollt rausfällt. Der Schaft wird hinten angespitzt und die Nocke aus Plastik wird rechtwinklig zu den Jahresringen aufgeklebt. Wer kein Plastik mag, bei dem kann ich auch Nocken aus Horn aufkleben oder Pfeile mit Selfnocks bauen. Die Selfnocks werden 9mm tief in den Schaft eingesägt, geschliffen und schliesslich damit sich der Schaft beim Abschuss nicht durch die Sehne gespaltet wird, mit Polyesterfaden umwickelt. 

 

Befiederung: Damit ein Pfeil im Flug stabil fliegt, wird er mit drei Federn hinten um den Schaft im gleichmässigem Abstand zueinander befiedert um die Rotation im Flug zu unterstützen. Diese Federn sind Flügelfedern. Sie werden zuerst beim Kiel gespalten, auf die gewünschte Form ausgestanzt und ein Zoll (2,54cm) vor der Nocke hinten um den Schaft geklebt. Damit die Federn beim Schiessen nicht abfallen, werden die ersten paar Millimeter mit Polyesterfaden umwickelt. Soll es wirklich ganz traditionell aussehen, kann man die Federn auch durchgehend umwickeln, als wären sie gar nicht geklebt. Dies ist nur zur Optik und beeinträchtigt nicht die Flugeigenschaft

Stammen die Federn vom rechten Flügel, so dreht sich der Pfeil im Flug nach rechts um seine Achse. Stammen sie vom linken Flügel, dreht sich der Pfeil im Flug nach links um seine Achse. Wichtig ist dabei, dass beim Pfeil alle drei Federn entweder rechtsgewunden (vom rechten Flügel) oder linksgewunden  (vom linken Flügel) stammen. Ansonsten wird die Rotation im Pfeilflug massiv gestört und die Befiederung wird dadurch nutzlos.

Ich verwende beim Pfeilbau nur rechtsgewundene Federn. 

Je grösser die Federn sind, desto besser wird der Pfeil im Flug stabilisiert. Aber auch gebremst. Deshalb empfehle ich die Federlänge bis 30 Pfund Zuggewicht: 3 Zoll (7,6cm), bis 45 Pfund: 4 Zoll (10,2cm), bis 60 Pfund: 5 Zoll (12,7cm) und für Zuggewichte über 60 Pfund: 6 Zoll (15,2cm).

Form und Farbe der Federn beeinträchtigen die Flugeigenschaft nicht. 

 

Leitfeder: Die Leitfeder ist die Feder die Rechtwinklig zur Nocke geklebt wird. Diese  zeigt beim Auflegen des Pfeils immer vom Bogen weg, damit der Pfeil beim Abschuss nicht beeinträchtigt wird. 

 

Spitze: Damit der Pfeil ins Ziel eindringt, muss das vordere Schaftende spitzig sein. Pfeilspitze sind beim Bogensport meistens aus vernickeltem Stahl oder Messing. Der Vorteil beim Messing liegt daran, dass bei einem Fehlschuss auf etwas hartem (z. B Stein) dank seiner geringen Härte sich abstumpft und dadurch weniger Energie in den Schaft geleitet wird. Somit wird die Gefahr zum Pfeilbruch geringer. Jedoch nutzen sich Pfeilspitze aus Messing viel schneller ab als Spitzen aus Stahl.

Damit das Ziel nicht unnötig beschädigt wird, werden die Fanghaken (wie üblich bei Jagd -und Mittelalterspitzen) verzichtet. 

Durch das Gewicht der Spitze wird auch der Pfeilflug stabilisiert. Je schwerer die Pfeilspitze, desto besser wird der Pfeil im Flug stabilisiert, jedoch zieht es umso früher den Pfeil zu Boden. Ich empfehle das Spitzengewicht für Bogen bis 30 Pfund Zuggewicht: 80 grain (5,6g), bis 45 Pfund: 100 grain (7g) und ab 45 Pfund: 125 grain (8,75g).

 

Spine-Wert: Der Spine Wert ist die Biegsamkeit des Pfeilschaftes. Der biegt sich nämlich nach dem Abschuss zuerst zum Bogen hin, dann vom Bogen weg, wieder zum Bogen hin, dann wieder zum Bogen weg und erst dann macht er seinen geraden Pfeilflug. Diese schlangenförmige Bewegung nennt man "archer paradox". 

Damit der Pfeil nach dem archer paradox schliesslich schön gerade fliegt, braucht er seinen richtigen Spine-Wert. Je stärker der Bogen ist, desto steifer muss der Pfeil sein. Der Spine Wert wird immer für die Anzahl Pfund Zuggewicht in 5er Schritten angegeben. 30-35#, 35-40#, 40-45# usw. Diese Angaben sind für Pfeile in der Länge von 28 Zoll (71cm) und für Spitzengewichte von 125 grain (8,75g) ausgelegt. Je kürzer der Schaft ist, desto steifer wird er logischerweise. Auch leichtere Pfeilspitzen machen den Pfeil beim Abschuss steifer.

Grundsätzlich zählt:

Pro Zoll (2,54cm) längeren Pfeil, 5# dazu addieren. Pro Zoll kürzeren Pfeil, 5# abziehen.

Pro 25 grain (1,75g) leichteren Spitzen, 3# abziehen. Pro 25 grain schwereren Spitzen 3# dazu addieren. 

 

Beispiel: Ein Bogenschütze zieht mit seinem Bogen ein Zuggewicht von 35lbs, hat 30 Zoll lange Pfeile und hat 100 grain schwere Pfeilspitzen. Also braucht er schon 2 Mal um 5# (also 10#) steifere Pfeile. Dann braucht er jedoch wegen seiner um 25 grain leichteren Pfeilspitzen 3# weichere Pfeile.

Berechnung vom Spine-Wert:

Zuggewicht: 35lbs                            =  35#

Pfeillänge: 30 Zoll                            + 2 X 5# = + 10#

Spitzengewicht: 100 grain             - 3# 

Ergebnis                                                 = 42lbs

 

Der Bogenschütze braucht also Pfeilschäfte mit einem Spine-Wert von 40-45#.

 

Achtung! Dies ist bloss eine Faustreglung. Der optimale Spine-Wert muss in der Praxis selbst per Pfeiltuning herausgefunden werden.